10.02.2017 - Im Rahmen der Bürgervorlesung an der RHÖN-Kreisklinik berichtete Dr. Rainer Kuhn, Chefarzt der Inneren Abteilung, über aktuelle Konzepte zur Entstehung, Diagnostik und Therapie des sogenannten Reizdarmsyndroms. Das Reizdarmsyndrom (RDS) gehört zu den häufigsten Krankheitsbildern, die den Magen bzw. Darm betreffen. Die Krankheitshäufigkeit wird auf circa sieben Prozent geschätzt. Frauen sind besonders von dem Krankheitsbild betroffen.
Drei Voraussetzungen müssen zunächst für eine Diagnostik erfüllt sein:
1. Es handelt sich um chronische, länger als drei Monate währende, darmbezogene Beschwerden mit Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfungen.
2. Der Patient ist in seiner Lebensqualität eingeschränkt und sucht deshalb ärztliche Hilfe.
3. Es liegen keine anderen Krankheitsbilder mit typischen Veränderungen, etwa eine Darmentzündung, vor.
In der Entstehung des Reizdarmsyndroms unterscheidet man periphere Mechanismen (zum Beispiel eine gestörte Darmtätigkeit, die Überempfindlichkeit des Darmes oder eine postinfektiöse Entstehung) von zentralen Mechanismen, die sich „im Kopf“ abspielen. Die Darmsymptome sind oft verknüpft mit emotionalen und psychosozialen Reizen. Sie werden mit Angst und sorgenvoller Selbstbeobachtung verbunden und durch Stress verstärkt. Da die Beschwerden beim Reizdarmsyndrom nicht spezifisch sind, ist es für den Arzt von großer Bedeutung, sogenannte Alarmsymptome nicht zu übersehen. Hierzu zählen: Gewichtsabnahme, Schluckstörungen und Erbrechen oder beispielsweise eine Blutarmut. Bei Erwachsenen erfordert die Diagnosesicherung „Reizdarm“ eine einmalige Dickdarmspiegelung (Coloskopie), um sicher eine Entzündung oder einen Tumor ausschließen zu können.
In der Therapie rät der Chefarzt zu diätetischen Ansätzen: Man sollte Zuckerverbindungen, sogenannte Saccharide mit hoher bakterieller Vergärung und damit Gasbildung, meiden. Auch Zuckeraustauschstoffe, zum Beispiel in sogenannten Light-Produkten (u. a. Sorbitol, Mannitol usw.), die zuckerfrei gesüßt sind, werden schlecht vertragen: „Light-Kaugummis“ führen oft zu Durchfällen. Eine Untergruppe der Patienten mit Reizdarmsyndrom hat eine ungeklärte Glutenintoleranz – hier kann ein Versuch mit glutenfreier Ernährung (vorzugsweise Mais, Kartoffeln, Reis) lohnend sein. Daneben existiert eine Vielzahl von medikamentösen Ansätzen, die die Beschwerden lindern können. „Die Prognose des Reizdarmsyndroms ist ausgezeichnet, die Behandlung dagegen für Arzt und Patient oft frustrierend: Ein Allheilmittel wurde leider noch nicht entdeckt“, stellt Kuhn fest.
In 20 weiteren Veranstaltungen referieren die Experten zu spannenden Themen rund um die Gesundheit. Die kostenfreien Vorträge finden jeweils dienstags um 19 Uhr in Bad Neustadt, Bad Königshofen bzw. Mellrichstadt statt. Der nächste Vortrag findet am 14. Februar in der Neurologischen Klinik am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt statt. Oberärztin Teresa Mucha referiert zur „Volkskrankheit Rückenschmerz – Ursachen, Prävention und Behandlungsmöglichkeiten.“
Hier finden Sie eine Übersicht aller Bürgervorlesungen 2017.
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