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Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) | 22.04.2015

Perspektiven und Entwicklungen der Gesundheitsversorgung in der Region Mittelhessen

Vor dem Hintergrund der aktuellen Presseberichte zu strategischen Entwicklungsperspektiven des Universitätsklinikums Giessen-Marburg – speziell Marburg – möchten wir klarstellen:

1. Die in der Presse kolportieren Informationen beziehen sich im Schwerpunkt auf ein Protokoll des Medizininnovations- und Qualitätsausschusses des Aufsichtsrates der RHÖN-KLINIKUM AG, welches offenbar im Wortlaut an die Presse weitergegeben wurde. Dieser Vorgang ist für sich mehr als bedauerlich, denn die Weitergabe ist in keiner Weise autorisiert. Gleichwohl handelt es sich bei den behandelten Themen auch nicht um irgendein „Geheimnis“.

2. Im Ãœbrigen ist der Medizininnovations- und Qualitätsausschusses des Aufsichtsrates der RHÖN-KLINIKUM AG ein satzungsgemäß bestehendes Gremium. Er führt seine Beratungen regelmäßig in interner Runde und nicht öffentlich durch. Es gehört zu seinen natürlichen Aufgaben, sich offen, innovativ und ohne Denkverbote mit Perspektiven und Entwicklungen der Gesundheitsversorgung auseinanderzusetzen und das Ergebnis der Diskussion nach Möglichkeit für das Unternehmen fruchtbar zu machen.

3. Dies betrifft beispielsweise auch die künftige medizinische Versorgung in eher ländlichen Regionen. Angesichts der herausragenden Stellung, die das Universitätsklinikum Marburg unter den Kliniken des Unternehmens einnimmt, liegt es daher nahe, dass im Ausschuss auch Ãœberlegungen zu etwaigen Perspektiven einer optimierten Gesundheitsversorgung in der Region Mittelhessen freimütig diskutiert werden.

4. Gleichwohl benötigt nicht jede interne Diskussion und jede Meinung unverzüglich ein lärmendes öffentliches Echo.

Im Interesse einer Versachlichung der Diskussion gehen wir trotzdem gern auf einige inhaltliche Fragen ein:

5. Es ist entspricht den  landläufigen gesundheitspolitischen Forderungen, dass Krankenhäuser der Maximalversorgung – wie auch speziell das Universitätsklinikum Marburg - eine besondere Verantwortung im Kontext bestehender Strukturprobleme und absehbarer Strukturveränderungen für eine komplexe Gesundheitsversorgung insbesondere in ländlichen Region wahrnehmen. Dieser Verantwortung ist sich das UKGM bewusst; diese Herausforderung nimmt die Einrichtung an.

6. Wie in anderen Krankenhäusern auch lässt sich sowohl am Universitätsklinikum  Giessen wie auch am Universitätsklinikum Marburg beobachten, dass eine zunehmende Verlagerung der ambulanten Versorgung – insbesondere der Notfallversorgung - auf die Krankenhäuser stattfindet, ohne dass die ursprünglich hierfür geschaffenen Strukturen darauf optimal vorbereitet sind. Dies führt nicht selten zu Ãœberlastungssituationen, Doppel- und Dreifachuntersuchungen, Fehlbelegungen und häufig zu großer Frustration bei den hilfesuchenden Patienten.

7. Die Organisation und Bewältigung dieser Probleme bleibt den Kliniken in der Regel selbst überlassen; mit tätiger Unterstützung durch die Politik oder anderer geeigneter „Helfer“ ist im Allgemeinen eher weniger rechnen, auch wenn es an allfälligen, meist besserwisserischen Vorschlägen selten mangelt. Es liegt daher nahe, dass die geforderten Krankenhäuser mit Unterstützung ihrer Träger bzw. Eigentümer nach Wegen suchen, um diese Probleme im besten Interesse der Patienten zu bewältigen. Auf Wunder zu hoffen ist hier keine Option.

8. Vor diesem Hintergrund sieht sich auch das UKGM gefordert, sinnvolle Perspektiv- und Strukturvorschläge zu entwickeln, um hilfs- und behandlungsbedürftigen Patienten auch künftig rasch und zielsicher die Hilfe zukommen zu lassen, die diese für ihren Heilungs- und Genesungsprozess benötigen. Denn die sogenannten sektoralen Grenzen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung können im praktischen Alltag von den Patienten zumeist nicht nachvollzogen werden.

9. Hierbei geht es natürlich auch darum, die adäquaten Versorgungsangebote gemeinsam mit Hausärzten, Fachärzten, Grund- und Regelversorgern sowie anderen Partnern zu entwickeln und dann patientenorientiert zu steuern.

10. Nach Auffassung erfahrener Experten kann dabei Diagnostik- und Ambulanzzentren eine wesentliche Rolle zukommen. Denn es wird unterstellt, dass die Patienten auf diese Weise zeitnah und kompetent die ärztliche und pflegerische Betreuung erhalten können, die im Einzelfall notwendig und angemessen ist. Gleichzeitig wird das Krankenhaus von eigentlich nicht bestimmungsgemäßen Aufgaben entlastet.

11. Es versteht sich außerdem von selbst, dass nicht jeder Kranke in einem Krankenhaus behandelt werden will oder dort behandelt werden muss.  Auch aus gesundheitspolitischen Gründen ist es sinnvoll, wenn eine starke, leistungsfähige ambulante Versorgung gewährleistet ist. Vor diesem Hintergrund gibt es daher viele Argumente, warum eine das Gesamtangebot ergänzende Versorgung in ambulanten Zentren für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung einer Region attraktiv und erwünscht sein könnte.

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