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Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) | 29.11.2019

Universitätsklinikum Marburg: Klinikdirektoren, Pflegekräfte und die Geschäftsführung wehren sich gemeinsam gegen unsachliche Kritik an medizinischer und pflegerischer Versorgung der Patienten auf den Lahnbergen

Gesprächsangebot an Betriebsräte zur Klärung ihrer Fragen steht weiterhin.

„An der bestmöglichen medizinischen und pflegerischen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten im Universitätsklinikum Marburg gibt es keinen Zweifel. Das UKGM steht für eine gute, professionelle, den Menschen zugewandte Pflege der uns anvertrauten Kranken und Verletzten. Die Motivation einzelner Betriebsräte unseres Hauses, wider besseres Wissen öffentlich das Gegenteil zu behaupten, können wir nicht nachvollziehen“, sagte heute der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Gunther K. Weiß. „Wir lassen diese unsachliche Kritik aber auch nicht kommentarlos im Raume stehen. Unabhängig davon gilt unser Gesprächsangebot an die Betriebsräte zur Klärung all ihrer Fragen weiterhin. Wir sind an Lösungen interessiert und einem konstruktiven Miteinander im Sinne unserer Patienten und unserer Mitarbeiter.“

„Die Überlastungsanzeigen im Universitätsklinikum Marburg sind, insbesondere in der Pflege, zwar rückläufig“, sagt der Pflegedirektor des Universitätsklinikums Marburg, Michael Reinecke, „dennoch wissen wir, dass es wie in allen Krankenhäusern auch bei uns zu besonderen Belastungssituationen kommen kann. Wir gehen jedem Einzelfall nach, weil wir sicherstellen wollen, dass es keine grundsätzlichen organisatorischen Mängel gibt.“ Die von zwei Betriebsratsmitgliedern öffentlich beklagte Einzelsituation einer Überlastung auf einer Station stellte sich demnach anders dar. Eine für den Nachtdienst eingeplante Mitarbeiterin war kurzfristig erkrankt, weshalb ein Ersatz organisiert werden musste. Wegen einer außergewöhnlich hohen Anzahl pflegebedürftiger Patienten auf der Station mussten in der Zwischenzeit die verbliebenen Pflegefachkräfte Prioritäten setzen, stellten aber sicher, dass alle medizinisch und pflegerisch dringend notwendigen Maßnahmen durchgeführt wurden. „Diese besondere Situation spiegelt daher in keiner Weise den Klinikalltag am Universitätsklinikum Marburg wider“, so Michael Reinecke.

Wichtig ist aus seiner Sicht aber auch die Zahl der Überlastungsanzeigen ins Verhältnis zu unserem Regelbetrieb zu setzen: „Nur in sehr wenigen Fällen (0,36 Prozent aller Schichten) kommt es in unserem Haus zu einer Überlastungsanzeige. Sie beruhen dann meist auf der Tatsache, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kurzfristig erkranken und die Arbeit von den Kolleginnen und Kollegen übernommen wird. Aus diesem Grund haben wir Kompensationsinstrumente in Form von flexibel einsetzbaren Teams geschaffen, sowohl für die Normalpflege als auch für den Intensiv- und IMC-Bereich. Diese 25 hochausgebildeten Pflegefachkräfte unterstützen die Stationen in diesen Situationen in qualifizierter Art und Weise.“


Diese unsachliche Kritik wollen auch viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Pflegedienst nicht unwidersprochen hinnehmen:

Melanie Bräuning-Thurm, Stationsleiterin 233 (Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen)
„Die Berichterstattung in den vergangenen Wochen sowohl in der ‚Oberhessischen Presse‘ als auch in der ‚Frankfurter Rundschau‘ entspricht nicht der Arbeit der akuten Pflegestationen dieses Hauses. Das kann ich mit Gewissheit sagen, denn ich arbeite schon sehr lange hier. Sicherlich gibt es auch bei uns Extremsituationen, wie in jedem anderen Krankenhaus auch. Diese trübe Stimmung, die der Betriebsrat hier verbreitet, entspricht in keiner Weise der Stimmung im Haus und insbesondere auf den Stationen. Ich bin an keinem Tag von der Arbeit nach Hause gegangen und musste feststellen, dass eine ‚gefährliche Pflege‘ vorliegen würde. Das möchte ich betonen. Die Dienstpläne funktionieren, alle Dienste waren und sind besetzt.“

Agnes Gross, Pflegedienstleiterin Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik
„Ich bin nun 44 Jahre im Pflegeberuf tätig, auf ganz unterschiedlichen Stationen und Bereichen mit unterschiedlichen Funktionen. Ich denke, dass ich mir ein Urteil über die Pflegesituation erlauben kann und weiß, dass alle unsere Mitarbeiter eine gute und wertvolle Pflege ausführen. In diesem Artikel wird die Berufsgruppe Pflege an unserem Klinikum in ihrer Berufsehre massiv angegriffen und beleidigt. Das ist für mich nicht hinnehmbar.
Die Mitarbeiter schreiben diese Überlastungsanzeigen in dem Bewusstsein, dass diese vertraulich behandelt werden und das ist auch gut so! Hier möchte ich deutlich sagen, dass Mitarbeiter nicht angewiesen worden sind, diese Anzeigen zu unterlassen! Wir Pflegedienstleitungen sind auf diese Anzeigen angewiesen, denn nur so können wir auch besser und gezielter unterstützen, zum Beispiel durch unseren Pflex-Pool.
Alle unsere Fixierungen sind mit ärztlicher Anordnung und richterlicher Genehmigung, wenn eine Fixierung länger als 30 Minuten nötig ist. Auch wird hier, wie gesetzlich vorgesehen, eine 1:1 Betreuung durchgeführt und zwar mit einem höheren Standard als gefordert. Unsere 1:1 Betreuung wird prinzipiell durch dreijährig examiniertes Pflegepersonal durchgeführt. Fixierungen sind immer die letzte Maßnahme, wenn alle Deeskalationsversuche gescheitert sind und auch nur solange wie notwendig.“

Carmen Trusheim, Pflegedienstleitung Innere Medizin
„Warum haben wir im Vergleich zu anderen Krankenhäusern und Kliniken in Deutschland keinen Personalengpass? Weil unsere Teams berufsübergreifend gut funktionieren und hier eng und gern zusammengearbeitet wird. Unsere Teams sind so gut, dass unsere Kolleginnen und Kollegen hier bleiben. In unseren flachen Hierarchien nehmen wir uns sofort aktueller Probleme im Prozess an und lösen diese zeitnah.“

Ina Schebek, Leitung onkologische Fachpflege
„Jede Pflegekraft in Deutschland weiß, dass Extremsituationen im Krankenhaus vorkommen können. Wenn in einem Wochenenddienst zwei von vier Kollegen zwei krank werden, hat man besondere Herausforderungen zu stemmen. Dennoch werden die Patienten vollständig versorgt.“
„Pflege und Geschäftsleitung arbeiten eng zusammen. Wir erfahren Unterstützung in unserer täglichen Arbeit ebenso wie für besondere Projekte. Diese Projekte kommen sowohl uns Mitarbeitern als auch unseren Patienten zu Gute.“

Cäcilia Nau, Leitung Praxisanleiter
„Als Krankenhaus der Maximalversorgung konzentrieren wir uns mit unserem sehr gut ausgebildeten Personal auf Patienten, die akut gefährdet sind und bieten hier gute Pflege auf hohem Niveau.“

Sascha Tausch, Stationsleiter Palliativstation Onkologie
„Mein Team ist motiviert. Für uns bietet insbesondere ein vielfältiges Fort- und Weiterbildungsprogramm, das wir umfassend nutzen, neue Impulse für unsere Arbeit.“

Gudrun Bittner, Leiterin I4 (Kardiologische Intensivstation)
„Wir haben ein großes Pensum auf pflegerisch hohem Niveau zu bewältigen. Es ist aber auch eine anspruchsvolle Tätigkeit, die wir mit Freude machen. Wir erhalten von den Patienten und vor allem auch den Angehörigen viel positives Feedback, was für uns wichtig und eine große Motivation darstellt. Die Pflege wird nach selbst gesetzten hohen Standards absolviert, hat sie doch einen großen Einfluss auf den Heilungsprozess unserer Patienten.“

Julia Geburzi, Praxisanleiterin
„Wir haben am Uniklinikum Marburg kurze Wege und können offene Fragen mit unseren Vorgesetzten klären. Vorgesetzte sind hier für die Kommunikation offen, wenn man das selbst wünscht.“

Irene Radick, Mitarbeiterin „Pflex-Team“
„Mein Ausbildungsbetrieb konnte mir als alleinerziehender Mutter kein Jobangebot unterbreiten, das mit meiner familiären Situation vereinbar ist. Am UKGM bekam ich schließlich ein fantastisches Angebot: Ich sage, wann ich arbeite und von der Pflegedirektion wird gesagt, wo ich arbeite. Meine Einsätze sind immer lang genug, dass sich eine gründliche Einarbeitung lohnt. Ich kann auf allen Nicht-Intensiv-Stationen eingesetzt werden und habe so die Möglichkeit nach meinem Examen viel zu sehen und zu lernen.
Meine Erfahrung in der Pflege ist, dass sich das Arbeitspensum auf einer Station kontinuierlich ändert. Es gibt Phasen, in denen man viele sich-selbst-versorgende Patienten hat und dann kommen wieder vermehrt Patienten auf Station, die sehr viel Hilfe benötigen. Die Stammbesetzung, die dort arbeitet, ist aber immer gleich. Und in so einer Situation komme ich aus dem Pflegepool auf die Station, um aufkommende Mehrarbeit mit aufzufangen und so die Kollegen zu entlasten.“


Und auch die für die medizinische Versorgung verantwortlichen Klinikdirektorinnen und Klinikdirektoren wehren sich gegen diese Verunglimpfung:

Prof. Dr. Andreas Neubauer (Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie)
„Mit großer Bestürzung habe ich davon Kenntnis erhalten, dass in einer namhaften überregionalen Zeitung Deutschlands am heutigen Tage Dinge über unser Klinikum berichtet werden, die man so nicht stehen lassen kann.
Ich selbst arbeite seit 1999 hier in Marburg. Von Anfang an hat mich, der ich an verschiedenen universitären Standorten in Deutschland und in den USA gearbeitet hatte, die enge Kommunikation von Pflege und Ärzten zum Wohle der uns anvertrauten Patienten hier am Marburger Uniklinikum sehr beeindruckt. Ja, die Stärke der Pflege war mindestens einmal für mich sogar mit ein Grund, ein attraktives Angebot einer süddeutschen Fakultät nicht anzunehmen, sondern hier in Marburg im Team mit Pfleger/Innen und Ärzt/Innen weiter die Medizin, und bei mir natürlich besonders die Onkologie und Hämatologie, voranzubringen.
Es ist uns, und das ist klar, nur als gemeinsames Team gelungen, Marburg zu einem international ausgewiesenen Standort für Leukämietherapie und Zell-basierte Immuntherapien auszubauen, natürlich auch durch die großzügige Spende der Carreras Leukämie Stiftung. Vor wenigen Wochen war der Stifter, José Carreras, bei uns zu einer Veranstaltung hier am Marburger Universitätsklinikum. Er war von dieser Veranstaltung, besonders aber von unseren Patienten und der Versorgung hier am Standort, tief beeindruckt, wie er mir wiederholt gesagt hat.
Die Marburger Onkologie hat den Anspruch, national und international zur Spitze zu gehören. Das gilt für die Forschung, die Ausbildung unserer Studenten und natürlich auch die Krankenversorgung der uns anvertrauten oft sehr jungen Patientinnen und Patienten. Das wichtigste aber ist eine grundsätzlich am Patienten ausgerichtete Pflege. Der Patient muss bemerken, dass er im Zentrum steht. Ich kann klar sagen, dass ich es noch nie erlebt habe, dass wir nicht diesem Leitbild der Patienten-orientierten Pflege und Ärztlichen Kunst in der Onkologie gefolgt sind. In den letzten Monaten ist zu spüren, dass wir offene Pflegestellen nicht einfach besetzen können. Es ist für uns vollkommen klar, dass man in so einer Situation eben gerade im gemeinsamen Gespräch den richtigen Weg für alle Beteiligten sucht, und ich kann berichten, auch findet.“

Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie
„Das Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Marburg spielt eine überregionale Rolle in der Schwerstverletztenversorgung und in der Behandlung von Patienten mit komplexen Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Als überregionales Traumazentrum versorgen wir zuverlässig rund um die Uhr schwerverletzte Patienten aus der gesamten mittelhessischen Region. Jeden Unfallpatienten erwartet bei Aufnahme ein eingespieltes Team aus besonders geschultem ärztlichen und pflegerischem Personal. Vom ersten Moment an kann dabei neben der Unfallchirurgie auf alle bedeutenden Fachdisziplinen in der Akutversorgung wie Bauch-, Neuro-, Herz-Thorax-Chirurgie etc. zurückgegriffen werden. Die Daten im Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie weisen dabei für unser Haus eine besonders hohe Qualität der Versorgung auf.

Auch für den Bereich der Endoprothetik können wir neben dem primären Gelenkersatz, vor allem für die Behandlung von chronischen Komplikationen wie gelockerten oder infizierten Prothesen, auf eine sehr große Expertise in der orthopädischen Chirurgie verweisen. Wir sind dabei ein zentraler Anlaufpunkt für die umliegenden Krankenhäuser und orthopädischen Praxen.“

Prof. Dr. Lars Timmermann, FEAN, Direktor der Klinik für Neurologie
„Am Universitätsklinikum Marburg erfahre ich täglich in der Neurologie, wie es gelingen kann durch Sachverstand und viel Herzblut aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moderne Spitzenmedizin für unsere Patienten im Alltag umzusetzen. Das gilt für alle unsere Berufsgruppen: Von der Pflege, über die medizinisch technischen Kollegen bis zu den Ärzten. Unserem Team ist es wichtig, dass wir für die Menschen da sind in unseren Schwerpunkten Parkinson, Multiple Sklerose, Epilepsie und Schlaganfall, aber natürlich auch mit anderen neurologischen Erkrankungen. Ich habe viele Kliniken in Deutschland vorher erlebt: Ich finde, uns gelingt das mit Unterstützung unserer Geschäftsführung in Marburg extrem gut und es macht mir Freude hier klinisch zu arbeiten, zu forschen und zu lehren.“

Prof. Dr. Hinnerk Wulf, Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie
„Ich bin sehr froh, dass wir am Standort Marburg des UKGM die intensivmedizinische Versorgung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten auf höchstem Niveau gewährleisten können. Dies ist bei der bundesweiten Situation in der Krankenpflege nicht selbstverständlich und ist in erster Linie auch dem besonders qualifizierten und engagierten Pflegepersonal und dem Teamgeist von Ärzten und Pflegekräften auf unseren Intensivstationen zu verdanken.“

Bitte beachten Sie auch den Anhang „Faktenbox zur Pflege“. Hier gehen wir ausführlich auf die in der aktuellen Berichterstattung angesprochenen Themen ein.

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